Der Deutsche Philologenverband (DPhV) gratuliert Katharina Günther-Wünsch (CDU) zur offiziellen Übernahme der Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz (KMK) am 5. Mai. Die Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes (DPhV), Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, sagte: „Wir wünschen Berlins Bildungssenatorin viel Erfolg. Dieser ist auch nötig, denn die KMK steht angesichts der aktuellen Bildungssituation vor gewaltigen Herausforderungen.“ In diesem Zusammenhang unterstreicht der DPhV einige seiner Kernforderungen:

 Qualität und Anspruch erhalten – Inhaltliche Weiterentwicklung der Regelungen zum Abitur 

Aus Sicht des DPhV ist es ein wichtiger und richtiger Schritt, dass die KMK den Auftrag des Bundesverfassungsgerichts von 2017 zunehmend erfüllt und für mehr Vergleichbarkeit auf höherem Niveau beim Abitur sorgt. Allerdings muss das inhaltliche Niveau des Abiturs nicht nur gehalten, sondern gesteigert werden. Lin-Klitzing: „Die ‚Grundkurse‘ Deutsch und Mathematik in der Oberstufe sollten über die vier Halbjahre mit mindestens ‚Ausreichend‘ abgeschlossen werden. Das ist bisher nicht der Fall. Das sichert weder Studier- noch Ausbildungsfähigkeit!“ Die KMK erlaubt bisher, dass alle „Grundkurse“ in Deutsch oder in Mathematik in allen vier Halbjahren mit einer Bewertung unterhalb von „Ausreichend“, also z.B. auch mit nur einem Punkt (= Note 5minus), abgeschlossen werden dürfen. Mit der Notenverordnung von 2016 hatte die KMK zudem dafür gesorgt, dass die Note „Ausreichend“ bereits für 45 % statt 50 % Leistung vergeben wird. Ebenso wie für 95 % Leistung bereits eine Eins plus (15 Punkte) vergeben wird. „Leistung und Bewertung müssen wieder in ein passenderes Verhältnis gesetzt werden. Mindestens 50 % Leistung sollten erbracht werden, um eine Abiturprüfungsklausur zu bestehen, also ein ‚Ausreichend‘ (5 Punkte) zu erhalten!“, fordert Lin-Klitzing. 

Qualität sichern – Klare und anspruchsvolle Standards für die Quer- und Seiteneinsteiger 

Trotz des Lehrkräftemangels darf es keine Senkung des Niveaus bei der Nachqualifikation von Quer- und Seiteneinsteigern geben, auch wenn dadurch Schulen mit temporärem Unterrichtsausfall rechnen müssen. Lin-Klitzing: „Jedes Nachgeben beim Qualifizierungsniveau fällt uns schon in naher Zukunft doppelt und dreifach auf die Füße! Denn dadurch leidet die Qualität der Schulbildung unserer Kinder.“  Zu den Mindeststandards, die der DPhV von der KMK einfordert, gehören: Lehrkräfte dürfen erst nachqualifiziert werden, wenn sie einen akademischen Abschluss haben!Keine Verbeamtung auf Lebenszeit ohne Staatsexamen oder Master plus Referendariat!Neue Lehrkräfte gewinnen und binden – Veränderungen für das Lehramtsstudium Vor Jahren wurde die Struktur des Lehramtsstudiums in vielen Ländern auf das Bachelor-Master-System umgestellt. Wesentlicher Grund dafür war, dass man den Studierenden auch andere berufliche Chancen eröffnen wollte – und dass die Länder sich nicht mehr in der Pflicht sahen, angehenden Lehrkräften eine Anstellung zu bieten. Lin-Klitzing dazu: „Das hat funktioniert – aus heutiger Sicht muss man sagen: leider viel zu gut. Denn wir verlieren durch diese Polyvalenz zu viele Studierende, die Lehrkräfte werden könnten, an andere Berufe – gerade im MINT-Bereich.“ Der DPhV fordert die Länder daher auf, darüber nachzudenken, die Lehramtsstudiengänge wieder als originäre, grundständige Staatsexamensstudiengänge zu organisieren. Erfahrene Lehrkräfte behalten – Sicherung der Bestandslehrkräfte im System Für die Bekämpfung des Lehrkräftemangels ist es unabdingbar, die derzeit aktiven Lehrkräfte an den Schulen spürbar zu entlasten, sie endlich regulär zu befördern und so ihrem möglichen frühzeitigen Ausscheiden entgegenzuwirken. Eine Erhöhung der Regelstundenzahl wird angesichts der seit Jahren bestehenden Überbelastung dabei einen gegenteiligen Effekt haben, denn die Lehrkräfte arbeiten heute schon oft mehr als die gesetzlich vorgeschriebene wöchentliche Arbeitszeit. Lin-Klitzing: „Wenn dazu jetzt noch Mehrarbeit implizierende Initiativen wie die so genannte ‚Vorgriffsstunde‘ kommen, dann werden wir Lehrkräfte verlieren, weil sie einfach nicht mehr können. Das ist menschlich inakzeptabel, widerspricht der Fürsorgepflicht des Dienstherrn und verstärkt den Lehrermangel, statt ihn zu bekämpfen.“ 

Lehrkräftemangel multiperspektivisch bekämpfen – weitere Maßnahmen aus Sicht des DPhV: 

  • Ländereinheitliche Besoldung, die verfassungsgemäß und amtsangemessen ist
  • Beförderungen, um langjährigen Verbleib im Beruf angemessen zu würdigen
  • Beförderungsgerechtigkeit für Lehrkräfte in den östlichen Bundesländern
  • Strukturell neue Perspektive für die Zukunft: Ziel von 130 % Abdeckung des Lehrkräftebedarfs, um 100 % Unterricht für die Schülerinnen und Schüler gewährleisten zu können
  • Einstellung professioneller Unterstützer für Aufgaben jenseits des Unterrichts (z.B. IT- und Labor-Assistenten)
  • Reduzierung der außerunterrichtlichen Aufgaben
  • Konzentration auf den Fachunterricht
  • Attraktivere Gestaltung des Arbeitsplatzes Schule

Für angehende Lehrkräfte ist es wichtig, ein klares und weniger widersprüchliches Berufsbild seitens der verantwortlichen Kultuspolitiker zu bekommen. Der DPhV hält nach wie vor an den grundlegenden Lehrerbildungsstandards: Unterrichten und erziehen, beurteilen und beraten sowie innovieren fest.Lin-Klitzing: „Einen Ersatz des ‚Beurteilens‘ durch ‚Betreuen‘, wie es die Kultusminister in ihrer Ländervereinbarung von 2020 ‚hineinschmuggelten‘, lehnen wir strikt ab und erwarten eine entsprechende Korrektur seitens der KMK.“